Pandemieblues #1
Zum ersten Mal schon vor halb Vier
Sitze ich hier und trink mein Bier
Was bis vor kurzem ganz und gar
Unmöglich schien, ist plötzlich wahr:
Man darf nur raus, wenn der Hund mal muss;
Ich bleib im Haus, denn der Grund am Schluss,
Dass es jetzt falsch ist auszugehn,
Das schafft mein Kopf schon einzusehn.
Wenn das hier, ich bin Optimist
Glaube mir, bald vorüber ist,
Wird uns das Gasthaus wiedersehn.
Heut bleib ich hier, trink mein Bier.
Früh wie nie, schon vor halb Vier.
Viel Lohnarbeit ist nicht zu tun.
Die Frage drängt, was mach ich nun.
Auch vielen andern geht es so,
Wo ist sie hin, die Zukunft, wo?
Aus dem Radio hör ich Klagen
Von fern, wo sie viel mehr ertragen
Müssen als bei uns, wo in der Not
Das Amt aufkommt für mein Bier und Brot.
Wie können wir uns bloss beklagen?
So sitz ich hier, trink mein Bier.
Heut einmal schon vor halb Vier
Und denke über jene nach,
Die nicht wie ich hier unter Dach
Musse haben, gesund und satt
Reime zu kritzeln auf ein Blatt.
Armut, Krieg, von Gott verlassen
Und von uns allein gelassen.
Auch mein Land macht die Türe zu,
Ihr tut uns leid, lasst uns in Ruh.
Manches ist nur schwer zu fassen.
So sitz ich hier und trink mein Bier
Wieder einmal schon vor halb Vier
Was bis vor kurzem ganz und gar
Unmöglich schien, ist plötzlich wahr.
Die Welt, sie dreht sich andersrum
Als ich mir wünschte. Handkehrum
Reicht es nicht, wenn ich die Lage
Nur bedaure und beklage.
Ich werd geliebt, ich habe Kraft.
Mein Leben ist ganz fabelhaft.
Was mach ich draus, ist die Frage.
So sitz ich hier und trink mein Bier.
Noch einmal heut schon vor halb Vier,
Trink auf die Zukunft, ich mit mir.
Und auf bald wieder auch mit dir.